Reviews:
Glitterhouse Mailorder | Rezension
Apache Blanket – Every Wistful Waiting Star
Bestens abgehangene, von Erfahrung und Reife geprägte Duo-Arbeit, gelassen-großes Singer-Songwriter-Werk zweier ebenso fingerfertiger wie gefühlssicherer Saitenspieler, denen die Gitarre einfach nicht genug ist. Allein schon das saubere Dutzend von ausgelassenem Spiel auf vorwiegend akustischem Instrumentarium geprägter Songs zwischen traditioneller Singer-Songwriter-Kunst, britischem Folk, gehobenem Americana, schleppendem Country Rock und allerlei ausufernden Fusions-Freiheiten dazwischen, daneben und darüber hinaus erfreut des Kenners Ohr, wären da nicht die besonderen Begleitumstände, die dieses Album noch weiter, noch inniger in unser Interesse gerückt hätten. Denn nicht nur, dass die beiden Akteure mit ihrer 2014er Sammlung von 12 Weisen die lang gepflegte Kunst des Fremdgedicht-Vertonens zu neuem Glanze tragen, es sind zudem hiesige, gestandene Musiktreibende (!), die sich aufgemacht haben, weise Worte von William Butler Yeats über Robert Louis Stevenson und Lord Byron bis hin zu Emily Dickinson und Sir Walter Scott (!!!) in ungemein kunstvoll-ungekünstelte, natürlich-gefühlvolle, wunderbar fließende Form zu gießen (um das Klang-Ergebnis dann noch von ShimmyDisc-Legende Kramer mastern zu lassen). Gebettet in wunderbar unaufgeregtes, gekonnt ausgestattetes Saitenlager aus Gitarren, Bass, Balalaika und Jewish Harp, bereichert um allerlei instrumentales Farbenspiel auf Orgel, Synthesizer, Glockenspiel, Xylophon und Mundharmonika, gesegnet von leicht angerauht-knarzigem Gesang irgendwo zwischen Howe Gelb und Michael Stipe wirken die Weisen wie gewachsen, erhalten die weihevollen Worte das Instrumentalkleid, das ihnen zeitloses, neues Leben schenkt. Thomas Knobl und Kurt Kreikenbom, der früher schon mit seiner Band The Furthurs bei Kramer aufnahm, im CBGB’s auftrat, mit Leatherette und Locas In Love spielte und sogar mit Kim Fowley die Bühne teilte, gelingt das Wunder aus überliefertem Wort und frisch ersonnenen Weisen eine Einheit zu formen, die mitten im Hier & Jetzt spielt und Dank Crowdfunding verdientermaßen ihren Weg in das Ohr des Musikkenners fand. Jetzt erlebt das Album auch seine Wiedergeburt in der klassischen Vinylform, um seinen verdienten Platz im Plattenregal zwischen Pentangle, Grateful Dead und Bryan Ferry zu finden, genau dort, wo es Kurt Kreikenbom gefiele. (cpa)
Kölner StadtRevue | Tagestipp
Apache Blanket
Kurt Kreikenbom ist eine kölsche Folk-Legende. Irgendwann zog aber auch ihn der Sog nach Berlin. Neu im Portfolio ist sein Projekt Apache Blanket, das er gemeinsam mit dem Multiinstrumentalisten Thomas Knobl betreibt. Dem Folk ist Kreikenbom treu geblieben, den englischen Texten ebenso, und so produziert er gemeinsam mit Knobl atmosphärisch-kontemplative Tracks, die eher nach Nebraska klingen als nach Berlin.
hifi & records, Printausgabe 03/15
Review von Oliver Tepel:
Ist es eine neue Freiheit oder das Resultat erschwerter wirtschaftlicher Bedingungen? Wie auch immer, das „Crowdfunding“ genannte gemeinschaftliche Finanzieren im Internet ermöglichte schon so manches Projekt. Hier waren es jene, die das einzige Album der Kölner Neo-Folk-Rock-Psychedeliker The Furthurs für ein Juwel halten und seit den 90ern auf einen Nachfolger harrten, der nie kam. Bandleader Kurt Kreikenbom spielte längst in anderen Formationen. Bis sein neues Duo mit Thomas Knobl derart dichtes Material schuf, dass man nicht mehr an einer Albumproduktion vorbeikam. Wobei „dicht“ keinesfalls den enorm klaren Sound meint, sondern die Idee der beiden Gitarristen, auf steten multiinstrumentalen Abwegen Gedichte von Yeats über Lord Byron bis Emily Dickinson zu vertonen. William Brownes „Song 2“ swingt sich aus dem 17. Jahrhundert in ein nervöses, zugleich enorm elegantes Gleiten, Walter Scotts „The Rover’s Adieu“ knüpft indische Elemente in britischen Folk und Yeats „Where My Books Go“ leitet in psychedelischen Country-Rock. Stets zaubern die Arrangements Gebilde aus minutiösen Details, nie überfüllt, vielmehr innig und überraschend. Wie gut, dass Crowdfunding diese besondere CD ermöglichte.
Oliver Tepel
Music with Berlin-WoMan | Rezension
Apache Blanket – Every Wistful Waiting Star
Every Wistful Waiting Star heißt das neue Album von „Apache Blanket“, bestehend aus Kurt Kreikenbom und Thomas Knobl. Das ist der letzte Vers eines Gedichts von Richard le Gallienne, denn das Duo singt nicht nur irgendwelche Lieder. Sie vertonen auch Gedichte. So kann man von Lord Byron über Emily Dickinson bis hin zu William Blake englischsprachige Poesie auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen. Anouk Spilker hat sich das Album angehört:
Alles begann als vierköpfige Country-Coverband, die 2006 gegründet wurde. Es gab einige Stücke und ein paar Auftritte. Dann entschieden sich Kurt Kreikenbom und Thomas Knobl dazu, digital aufzunehmen. Da die andere Hälfte der Band daran nicht interessiert war, sind die beiden seit 2009 zu zweit unterwegs. Apache Blanket änderte das Genre und macht heute eine Mischung aus Folk-Musik, ein bisschen Rock n‘ Roll, Blues und Jazz.
Das Album beginnt mit der Vertonung des Gedichts „In the Highlands“ von Robert Louis Stevenson und führt mit schönen Klängen ins Schottland des 19. Jahrhunderts. Auch die anderen Gedichte handeln von Natur und Liebe. Das bringen die sanften Töne besonders gut zum Ausdruck, denn die Vielfalt an Instrumenten ist groß: Neben der typischen Gitarre und dem Bass findet man teilweise auch Glockenspiel und Balalaika in der Musik wieder. Ein Hauch Musik der Ureinwohner Amerikas ist wahrzunehmen. Dies verrät auch der Bandname „Apache Blanket“. Man möchte sich an einem regnerischen Tag in seine Decke kuscheln – gerne auch eine von den Apachen – und die zwölf Stücke des Albums anhören.
Kaum zu glauben, dass diese etwas andere Interpretation der englischsprachigen Poesie von zwei Deutschen stammt. Mit Hilfe von Crowdfunding konnten sie ihr Album „Every Wistful Waiting Star“ realisieren.
Im Booklet liest man neben Liedtexten auch kleine Kommentare. So zum Beispiel bei dem Gedicht von Richard le Gallienne: „A simply irresistible poem that time forgot, possibly because it makes time look meaningless“. Besser kann man es nicht beschreiben. Auf der letzten Seite lesen wir den schönen Satz: „May this album spread out its wings untiring and never rest in its flight.“ Genau das wünschen wir Apache Blanket!
Ein Muss für alle Liebhaber der englischsprachigen Poesie.
Music with Berlin-WoMan
Playing In The Band 2009, Plauen
Review von Walther auf dem Messageboard der German Deadheads:
Alle Bands waren enorm gut, überhaupt keine Frage! Das war eine ausgezeichnete Zusammenstellung von unserem Vorbereitungsteam! Von mir aus hätten z.B. Apache Blanket drei Mal so lang spielen können, so fasziniert war ich von deren vollkommen natürlicher Spielweise. Sie hatten teilweise zu bekannten Songtexten neue Melodien komponiert, die so gut waren, dass sie die Musiker in ihrem Wesenskern oder vielleicht besser gesagt in ihrem menschlichen So-Sein zum Ausdruck brachten.
Deshalb war auch ihre Darbietung ganz und gar unprätentiös, d.h. so bescheiden.
Ich habe die Augen zugemacht und sah David Grisman und Jerry Garcia auf der Veranda sitzen und hörte sie spielen. Vollkommen natürlich, als gäbe es gerade nichts anderes auf der Welt.
Ich höre noch in mir diese wundervolle Stimme von Kurt, sehe die Finger von Thomas sanft über die Gitarre tänzeln und genieße das entspannte Lächeln von Bernhard am Bass, wie er den beiden Halt, Fundament und Rahmen gibt.
Echt Klasse, die Jungs von Apache Blanket, die ich sehr gerne wieder hören möchte!
Wie schön war doch auch Desolation Row, das sie nur beim Sound Check spielten.
Ach ja, ich gerate ins Träumen… und möchte wieder zurück, zu Euch, Euch allen!
Walther